Montag, 23 Juni 2025 13:17

Gedenken an Ismail Yaşar und neue NSU-Erkenntnisse

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Gedenken an Ismail Yaşar am 26. Juni in Nürnberg Gedenken an Ismail Yaşar am 26. Juni in Nürnberg Foto: pixabay

Am 26. Juni steht Nürnberg erneut im Zeichen des Gedenkens und der Aufklärung. Eine Veranstaltung mit BR-Reporter Jonas Miller bringt neue Recherchen zum NSU-Komplex ans Licht. Geplant ist sie im Rahmen des Projekts „Gleißhammer – Stadtteil für Menschenrechte“. Ziel ist es, Erinnerung mit aktueller Aufklärungsarbeit zu verbinden. Der Eintritt ist kostenlos.

Inhaltsverzeichnis:

Neue recherchen von Jonas Miller

Jonas Miller, investigativer Journalist des Bayerischen Rundfunks, präsentiert am 26. Juni in der Kultfabrik LUISE neue Informationen zum NSU-Komplex. Miller ist Teil eines Rechercheteams des BR und der Nürnberger Nachrichten. Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr in der Scharrerstraße 15. Sie ist Teil einer Reihe, die an den 20. Todestag von Ismail Yaşar erinnert.

Der NSU-Komplex gilt bis heute als nur teilweise aufgeklärt. Viele Fragen zum Netzwerk, zu behördlichem Versagen und zur Rolle der Sicherheitsdienste sind weiterhin offen. Miller wird in seinem Vortrag auf bisher unbekannte Erkenntnisse eingehen, die durch aktuelle journalistische Arbeit ans Licht kamen. Dabei geht es auch um die lokale Verankerung der Täter und Versäumnisse bei den Ermittlungen.

Mord an Ismail Yaşar in Nürnberg

Am 9. Juni 2005 wurde Ismail Yaşar in seinem Dönerimbiss von Mitgliedern des rechtsextremen NSU erschossen. Der Imbiss lag direkt gegenüber der Scharrerschule. Yaşar war das sechste Opfer einer Mordserie, die sich bundesweit zwischen 2000 und 2007 ereignete. Alle Opfer waren Männer mit Migrationsgeschichte.

Der Mord an Yaşar löste große Bestürzung aus – zunächst vor allem in migrantischen Gemeinschaften. Erst Jahre später wurden die Taten als rechtsterroristisch erkannt und dem NSU zugeordnet. Das lange Schweigen der Behörden und die falschen Ermittlungsansätze führten zu zusätzlichem Leid für die Angehörigen.

Breite erinnerungskultur in der Stadt

Die Stadt Nürnberg organisiert gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Gruppen verschiedene Gedenkveranstaltungen. Ziel ist, ein sichtbares Zeichen gegen Rechtsterrorismus und Rassismus zu setzen. Martina Mittenhuber, Leiterin des Menschenrechtsbüros, betont die Bedeutung der Erinnerungskultur. Für sie gehört dazu auch, aktuelle journalistische Recherchen zu unterstützen und sichtbar zu machen. Wichtige Maßnahmen der Stadtgesellschaft:

  • Unterstützung unabhängiger Aufklärung.
  • Förderung öffentlicher Diskussionen.
  • Aufbau einer lokalen Erinnerungskultur.
  • Informationsangebote für Bürgerinnen und Bürger.

Digitale erinnerung und bildung

Zusätzlich zur Veranstaltung wurde eine Webseite eingerichtet. Sie dokumentiert zentrale Orte und Biografien rund um die NSU-Verbrechen in Nürnberg. Unter www.ortedeserinnernsnuernberg.de finden Interessierte weiterführende Informationen. Die Plattform richtet sich besonders an junge Menschen, Schulen und Initiativen, die sich gegen rechte Gewalt engagieren.

Die Verbindung von Gedenken und aktueller Aufklärung ist ein zentrales Anliegen der Stadt. Die Erinnerung an Ismail Yaşar bleibt Teil des öffentlichen Bewusstseins. Mit Veranstaltungen wie jener am 26. Juni wird dieses Gedenken konkret, lokal und informativ gestaltet.

Quelle: Nürnberger Nachrichten, www.milekcorp.com/de